Ich habe viel gelesen, gesehen und gehört. Ich wollte mir eine, in meinen Augen, vernünftige, nicht vorurteilsgeleitete, relativ objektive Meinung bilden. Es folgt das Ergebnis meiner Recherche. Ich stehe nicht darauf, Meinungen öffentlich zu bekunden, obwohl jeder das Recht auf freie Meinungsäußerungen hat. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle meine Sicht der Dinge zum Thema Loveparade äußern. In der Hoffnung, meine Blog-Leser (auch wenn es nicht sehr viele sind), verstehen meine Sicht der Dinge und überdenken vielleicht ihr eigenes Meinungsbild nocheinmal. Wen das hier nicht interessiert, dem ist es freigestellt, diesen Eintrag einfach zu überlesen. Ich bedanke mich trotzdem im Voraus für euer Interesse...Und hoffe auf Kommentare.
Die nackten Zahlen von 19 Toten und 340 Verletzten lösen allgemeines Entsetzen und Trauer aus. Man bedenke zusätzlich die vielen Traumatisierten, die NICHT in der Statistik aufgeführt sind und die Angehörigen der Verstorbenen.
Natürlich sterben täglich hunderte, wenn nicht sogar tausende Menschen, aber es ist immer „weit weg“. Wenn eine solche schreckliche Tragödie direkt vor der Haustür (und das meine ich wörtlich) passiert, kann man (bzw. ich) nicht anders, als sich damit zu beschäftigen und mit Schrecken und Traurigkeit auf eine derartige Katastrophe zu reagieren.
Das Phänomen der Massenpanik ist KEIN reines Phänomen der Techno-Bewegung. Bisherige Loveparades sind ohne Massenpanik ausgekommen und es gibt Konzerte (von nicht elektronischer Musik), Fußballspiele und andere Massenveranstaltungen bei denen Massenpaniken ausgebrochen sind. Man kann auch nicht die "drogensüchtigen Idioten" für den Ausbruch dieser verantwortlich machen. Es steht fest, dass Absperrungen durchbrochen und gefährliche Aktionen durchgeführt wurden, dennoch sollte man sich überlegen, ob man die Opfer für ihr Leid verantwortlichen machen darf. Mit Opfern sind hier alle unmittelbar Beteiligten gemeint. Alles was ich in Videos und Bildern in den Gesichtern der Besucher gesehen habe war Angst und Panik. Auch VOR der Massenpanik. Wer weiß wie man selbst reagiert, wenn man selbst solche Emotionen erlebt? Wenn man eingesperrt mit mehreren tausend Menschen irgendwo zusammengequetscht steht und keinen Ausweg findet. Wer würde nicht versuchen zu fliehen?!? Natürlich sollten auch diejenigen erwähnt werden, die sich daneben benommen und eventuell randaliert haben, dennoch können diese nicht allein verantwortlich gemacht werden und sicherlich war es ein kleiner Teil der Menschen die dort waren. Aber Idioten gibt es überall! In jeder sozialen Schicht, in jeder Szene, in jeder Altersstufe - überall!
An dieser Stelle möchte ich auf die eben erwähnten "drogensüchtigen Idioten" kommen. Leider ist es Fakt, dass sich unsere Gesellschaft gerne anhand von Vorurteilen leiten lässt, was ich persönlich sehr schade und bedauerlich finde. Möglichweise liegt es auch an meiner besonders toleranten Sicht, dass ich der Meinung bin dass Vorurteile nicht die Überhand bei einer Meinungsbildung gewinnen sollten! Ich weiß von Menschen, die sich in der Technoszene bewegen und bewegt haben und KEINE Drogen nehmen! Natürlich gab es auch diejenigen in der Menge, die ihrem Ruf gerecht wurden und eher destruktiv agiert haben, sodass sich viele in ihren Vorurteilen bestätigt fühlen. Trotzdem gibt es aber auch diejenigen, die nur feiern wollten oder „einfach mal schauen“ wollten – und die waren meiner Meinung nach die Mehrzahl der Besucher.Warum werden Fehler von einigen immer auf ganze Menschenmengen generalisiert?
Für mich steht fest, dass man die Schuld nicht auf die "vollgedröhnten Verstrahlten" schieben darf, weil sie auf die Gleisen gegangen sind, weil sie einfach weg wollten, weil die Absperrungen durchbrochen haben und weil manche vielleicht das ein oder andere Bier (oder sonstige Substanzen) zu viel hatten.
Die aus der Trägödie resultierende Konsequenz, die Loveparade nicht mehr stattfinden zu lassen ist meiner Meinung nach genau die falsche Konsequenz. Es sollte ein Massenveranstaltungs-Verbot für die Stadt Duisburg geben. Das wäre die einzig logische Konsequenz! Duisburg ist keine Metropole und wird nie zu einer werden! Warum kann man sich nicht eingestehen, dass eine Veranstaltung mit 1,5 Millionen zu erwartenden Menschen eine (oder mehrere) Nummern zu groß für Duisburg ist???
Trotzdem möchte ich dazu sagen, dass die Alleinschuld auch nicht der Stadt oder dem Veranstalter zuzusprechen ist. Ich finde man sollte sich generell mit Schuldzuweisungen zurückhalten. Das ist der Job der Staatsanwaltschaft, nicht unserer!!!
Ich weiß auch, dass Medien viele Dinge dazudichten und vieles was gesagt wird auch gar nicht stimmt (an dieser Stelle möchte ich an den Überfall auf das Pokerturnier in Berlin aufmerksam machen, bei dem ich dabei war) und dass ich nicht dabei war, trägt sicherlich auch dazu bei, dass ich mich von den Medien beeinflussen lasse. Dennoch versuche ich so objektiv und vernünftig wie möglich meine Meinung zu bilden.
Ich finde es toll, wenn sich viele Menschen mit dem gleichen Ziel treffen, um Spaß zu haben und zu feiern. Wenn es jedoch in einer Solchen Tragödie enden muss, ist es umso schlimmer!
Als ich gesten nach Duisburg zurück kam, wurde mir mulmig und ich hatte einen ganz schönen Kloß im Hals. Das hat mich ganz schön umgehauen!
Dieser Artikel ist meine Art um mit den Vorkommnissen zurecht zu kommen. Eventuelle Reaktionen (auch in Ansätzen) auf Gespräche mit Freunden und Bekannten sind ungewollt. Ich höre mir viele Meinungen an und versuche daraus Dinge zum Nachdenken zu entnehmen um sie in meinen Gedanken weiter zu verarbeiten.
Zum Schluss spreche ich mein Mitgefühl und meine Anteilnahme für die Betroffenen aus!
