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Mittwoch, 3. Oktober 2012

Wir wollten, wir sind, wir haben...

Nachdem der Sightseeing-Teil der Reise abgeschlossen war, fühlten wir uns wieder Strand-reif! Doch wir wurden von anderen Reisenden gewarnt: von Anuradhapura nach Trincomalee, unserem nächsten Ziel, trennen uns rund 100 Kilometer Schlagloch-Avenue! Wir hatten ja keine andere Wahl und so ließen wir uns auf diese Challenge ein!
Glücklicherweise hatte ich herausgefunden, dass mein Bikini sich auch als "Travelkini" ganz gut macht und dass bequeme Hosen und luftige Shirts das Reisen doch ein bisschen "angenehmer" machen. Die erste Etappe verlief problemlos, hier und da ein kleines Schlagloch in der Straße und die dazu gehörigen Ausweichmanöver des Busfahrers aber Grund für Beschwerden gab es nicht - wir hatten ja einen Sitzplatz! Etwas "spaßiger" wurde es dann auf dem zweiten Stück...Wir mussten irgendwo im Nirgendwo mal wieder umsteigen. Unglücklicherweise war der Bus schon voll besetzt, sodass wir vorne, schräg hinter dem Busfahrer in der ersten Reihe einen bequemen Stehplatz ergattern konnten. Der Bus war, mal wieder, ein taufrisches Modell, direkt aus der Produktion, voll funktionstüchtig, mit ausreichend Platz und gut klimatisiert...NICHT! ;)
Die Realität war etwas erschreckend, aber dennoch stiegen wir ein und nahmen unseren erste-Reihe-Stehplatz ein, bezahlten unsere spottbilligen Transportkosten und los ging die wilde Fahrt! Schlagloch-Avenue passte ganz gut und da dies scheinbar der einzige Bus war, der auf dieser fährt wurde es plötzlich immer enger, weil immer mehr Menschen in den Bus gestopft wurden. Einer wurde an der Ecke rausgeworfen, die nächsten 3 Fahrgäste stiegen dazu. Sobald der Busfahrer die Bremse trat, erklang von den beiden komischen weißen Menschen im Bus "Einer geht noch, einer geht noch rein..." Ich frage mich immernoch wessen Verzweiflung größer war: Unsere, wegen des immer voller werdenden Busses oder die der einheimischen Fahrgäste wegen unseres schrecklichen Gesanges.
Da wir ohne Uhr unterwegs waren und nur eine etwaige Abschätzung über die Fahrzeit hatten, konnten wir nicht genau herausfinden, wie lange wir diesen Zustand noch über uns ergehen lassen mussten. Deswegen mussten wir uns auf unser Bauchgefühl und die immer stärker zunehmende Präsenz des Militärs am Straßenrand als ungefähre Entfernungsangabe zu Trincomalee verlassen.
Auf den letzten 30 Kilometern konnten wir sogar einen Sitzplatz ergattern, den wir uns vor lauter Verzweiflung teilten. Nicht nacheinander, sondern übereinander, gestapelt sozusagen. Das schien die gefühlten 300 anderen Fahrgäste noch mehr zu verwirren...
Was soll ich sagen, alle Beteiligten haben diese Fahrt mehr oder weniger gut überstanden. Der Bus, dessen "Cockpit" vor lauter Altersschwäche fast auseinanderfiel, wir, die mit dem vollsten Bus aller Zeiten Richtung Sri Lankesische Ostküste fahren mussten und die Einheimischen, die unseren Gesang aushalten und diverseste Körperteile, speziell von mir, im Gesicht ertragen mussten.
In Trinco angekommen, freuten wir uns über Platz, schwül-warme aber dennoch frische Luft und eine Zigarette, die wir uns direkt vor Ort sitzend auf dem Bürgersteig der Busstation genehmigten. DIREKT wurden wir von Tuk-Tuk-Fahrern umzingelt und von der Polizei beobachtet. Beide warteten so lange bis wir aufgeraucht hatten, ehe sie uns ein Tuk Tuk anboten und uns mitteilten, dass das Rauchen in der Busstation verboten sei. Wir sahen wohl durchaus durch aus ;) !
Ohne weitere Absprache, Diskussion, Verhandlung, geschweige denn irgendweiner Konversation hüpften wir ins nächste Tuk-Tuk und ließen uns zu einem Guesthouse direkt am Meer bringen. Manchmal sind Worte einfach überflüssig ;)
Ja, das Guesthouse...mit Abstand das günstigste, dafür stand aber auch "Treten Sie ruhig näher ran, unser Tripper springt 3,5 Meter" an der Wand. Allerdings war unser Garten aus Sand, wir hatten direkten Blick auf das Meer und es gab eine Bar. Das gefiel uns und so konnten wir mit dem Metallgestell, das ein Bett sein sollte, dem dreckigen Klo, was erstmal einer Desinfektionsattacke unterzogen wurde und der "da kommt Wasser aus der Wand"-Duschen-Konstruktion leben.
Während Stan die notwendige Bürokratie erledigte und uns eincheckte, hörte ich vom Meer ein leises, gesäuseltes "Komm nur näher". Ich konnte nicht wiederstehen und weil ich so geflasht war, von der Tatsache, meine Füße im Wasser immernoch zu sehen, fand ich mich plötzlich komplett angezogen, schwimmend im Meer wieder...der absolute Wahnsinn!!!
Den restlichen Tag nach der beschwerlichen Reise verbrachten wir im Meer, unter der Dusche, beim Essen und in der Bar bevor wir dann am nächsten Tag mit dem Boot rausfahren und Schnorcheln bzw. Tauchen wollten.
Der Schnorchel-Trip war super spannend und hat riesen Spaß gemacht! Ich konnte die Wasserwelt unter der Oberfläche nach kurzer Eingewöhnungszeit aber viel Wasser in den Atemwegen genießen. Zu meinem eigenen Bedauern gibt es davon leider keine Fotos, da die einzige wasserfeste Cam einige Meter unter mir mit den Tauchern beschäftigt war! Ich verspreche euch: Es wird ein nächstes Mal geben und dann schlägt Fräulein Kolumna wieder zu! ;)
Tja, und dann war da noch der eigentliche Grund für die Reise nach Trinco: Die Wale und Delfine, die wir uns angucken wollten. Aber das Phänomen "Wir wollten...aber dann haben wir unsere Pläne geändert" hat hier voll zugeschlagen. Zuerst war es zu teuer, dann haben wir keine weiteren Menschen gefunden, die uns begleiten wollten und dann war da ja auch noch die Bar... Aber auch hier kann ich euch beruhigen: man braucht ja immer Gründe um nochmal zu reisen! ;)
Am geplanten Abreise-Tag (Ja, auch diesmal änderten sich die Pläne wieder! Dieser Rum ist aber auch sehr köstlich... ;)) waren wir aufgrund der vorherigen Geburtstags-Party nicht wirklich Bus-tauglich und so entschieden wir, noch einen Tag länger den schönen Strand und das atemberaubend klare Meer zu genießen.
Die Geburtstags-Party war ein Highlight für sich! Das holländische Geburtstagskind bekam ein wunderschönes dekorieres Zimmer, ein grandioses Abendessen und eine wahnsinnige Party am Abend! Aber auch Kuchen, Feuerwerk, Luftballons, Kerzen, Gesang sämtlicher Angestellter und jede Menge halli-galli durften nicht fehlen! Das ominöse Nightlife, wonach wir gesucht hatten, gibt es! Allerdings nur, wenn es auch wirklich etwas zu feiern gibt! Darauf warten die und dann schlagen sie zu, die verrückten Sri Lankesen! :D
An diesem Ort entstand auch eine neue Dimension der Faulheit. Sätze wie "Ich gehe lieber langsam und werde nass, anstatt schnell durch den Regen zu laufen.", "Heute bist du dran mit Frühstück machen." und "Ich hab hunger, geh mal kochen" waren hier an der Tagesordnung. Wobei sich "Frühstück machen" und "Kochen" auf das Bestellen der jeweiligen Mahlzeit beschränkte... Dieses Phänomen verbreitete sich nicht nur bei uns, denn aus jeder Ecke hörte man: "We wanted...but we changed plans.". Als wir dann noch erfuhren, dass es weiter südlich viel regnet, sahen wir keine große Notwendigkeit, uns mit der Weiterreise zu beeilen. Warum auch? ^^

Wann wir es geschafft haben, Trinco den Rücken zu kehren, wie die Reise verlaufen ist und ob wir es geschafft haben, das Faulheitslevel weiter zu erhöhen, erzähle ich euch im nächsten Post!

Bis dahin!

Nachtrag: An diesem Ort haben wir einen Teil des Videos vorbereitet, welcher unter vollem Körpereinsatz entstanden ist! Dabei habe ich mir leider mein Steißbein geprellt, aber wo gehobelt wird, fallen ja bekanntlich Späne und die Schmerzen, die ich nach wie vor habe, ertrage ich gerne! ;)

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